
Roman Weinig: Ich male, also bin ich
Roman Weinig: Ich male, also bin ich
Wir hier
»Eine erste Einzelausstellung in den Zittauer Museen zeigt nun die Werke des Künstlers.«
Roman Weinig, ist als Maler Autodidakt, spezialisiert auf großformatige und hyperrealistische Bilder. Er stammt aus der Oberlausitz und lebt seit jeher in der Region. In Oderwitz hat er sein Atelier. Und obwohl er dort schon mehr als 10 Jahren arbeitet, wissen viele Bewohner des Ortes nicht einmal von ihm. Wie ist das möglich? Diese Frage stellte ich mir selbst, als ich zum ersten Mal seine beeindruckenden Werke sah. Und jetzt verstehe ich es. Roman ist nicht der Typ Künstler, der sein Ego mit Lob oder Anerkennung füttern muss. Er erschafft seine Werke nicht, um bewundert oder anerkannt zu werden.
Warum also schafft er? Roman malt, um zu malen. Wie er selbst sagt: „Ich bin nur ein Werkzeug. Ich weiß nie genau, wie das Werk am Ende aussehen wird. Es ist ein Prozess. Und dieser Prozess erfüllt mich. Ich lasse mich führen, denke nicht darüber nach, wie das Ergebnis aussehen wird. Oft bin ich selbst überrascht, was dabei herauskommt.“ Egal wie sehr er sich in seine Arbeit vertieft, nach der Fertigstellung des Bildes kann er sich davon lösen. Das gelingt ihm auch wenn auf seinen Bildern oft ihm nahestehende Personen zu sehen sind. „Das Bild ist im Grunde nur das Resultat des Schaffensprozesses.“ Dieser Ansatz ist in seiner Arbeit entscheidend – er wartet nicht auf Anerkennung, er passt sich nicht an. Er erschafft einfach. Wichtig ist ihm die Inspiration. Und genau in diesem reinen Schaffen liegt etwas Faszinierendes.

Seine Arbeiten bezeichnet Roman als Hyperrealismus, ein künstlerischer Stil, der versucht, die Realität so genau wie möglich nachzubilden, ja sogar darüber hinaus zu gehen. Dieser Stil wird manchmal als extreme Form des Realismus beschrieben, bei dem jedes Detail mit unglaublicher Präzision erfasst wird, alles an der Grenze zur fotografischen Darstellung. Aber Roman hat seinen eigenen Weg in der Welt des Hyperrealismus gefunden. Fern der bloßen fotorealistischen Nachbildung und einer Übersteigerung der Wirklichkeit, setzt er die Möglichkeiten einer „überschärften Realität“ sehr gezielt ein. „Im Grunde bin ich auf der Suche nach der passenden Oberfläche, der Oberfläche, die den Bildgegenstand für mich am besten wiedergibt.“ Für ihn ist es so, dass das Bild bereits fertig ist in seinem Kopf bevor er mit dem Malen beginnt. „Das Bild ist bereits angelegt und ich weiß genau wie es aussehen soll. Ich würde es Imagination nennen.“ Damit ist das Malen selbst eine Suche nach der richtigen Umsetzung. Mit Airbrush, Pinsel, Schwamm und anderen Geräten, mit denen sich Oberflächen gestalten lassen ist er auf der Suche, das innere Bild auf die Leinwand zu bringen.

Auch wenn seine Bilder eine starke realistische Grundlage haben, geben sie dem Betrachter Raum für persönliche Interpretation. Genau das macht seine Arbeit so kraftvoll, so auffällig.
Und hier kommt der Punkt, der für mich einen ganz anderen Ansatz zeigt als bei anderen Künstlern. Und wenn einige Bilder beispielsweise an Gottfried Helnwein erinnern mögen, wird schnell klar, anders als bei Gottfried Helnwein geht es Roman Weinig gerade nicht um das Spiel mit den großen Gesten, mit provokanten Inszenierungen. Die Bilder strahlen eine innere Ruhe aus. Auf den ersten Blick liegt Harmonie in ihnen. Und dennoch besitzen sie eine unglaubliche Präsenz und anziehende Kraft. Bei ihm gibt es keine dramatischen oder beunruhigenden Darstellungen, vielmehr führen uns seine Bilder in die Stille und zum Nachdenken.
Es sind die Blicke der Portraits, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und den Kontakt mit dem Betrachter suchen. Das sparsame gesetzte Licht schärft den Blick. Die Augen suchen die Schatten zu durchdringen. führen immer weiter in das Bild hinein und so eröffnen sich immer weitere Details.

Während unseres Gesprächs beschreibt Roman mir nicht das Bild an sich. Er spricht über den Prozess seiner Entstehung. Und sowohl hinsichtlich der technischen Vorgehensweise als auch seiner Empfindungen während des Schaffens. „Wenn ich male, nehme ich nichts wahr, keinen Raum, keine Zeit, ich denke nicht nach, ich male. Oft fühle ich mich beim Malen fast ekstatisch. Es ist wie eine Droge. Man muss vorsichtig sein und es nicht übertreiben. Man muss auch im realen Leben funktionieren“, fügt er mit einem Lächeln hinzu.
Das ist es wohl – die Abwesenheit des Egos und absolute Freiheit. Das ist wahrscheinlich das, was es mir ermöglicht, mich mit seiner Arbeit zu identifizieren und die Kraft seiner Werke zu spüren. Roman drängt dem Betrachter nichts auf, er deutet an, lässt Raum, damit die Betrachter in seinen Werken ihre eigenen Geschichten erschaffen. Er gewährt dem Betrachter die gleiche Freiheit, die er sich selbst bei seiner Schaffung lässt. Und ich glaube, ich habe mich verliebt… in das Gefühl. Ich will mehr sehen und kann es kaum erwarten, seine Ausstellung in Zittau zu besuchen. Ich habe das Gefühl, dass es ein wirklich intensives Erlebnis wird. Und auf Gefühle, da vertraue ich.