Jan Sladký aus Hrádek nad Nisou: Von den Paletten im Garten zur Bike-Show

Jan Sladký aus Hrádek nad Nisou: Von den Paletten im Garten zur Bike-Show

Wir hier

»Honza Sladký fährt seit zwanzig Jahren Streettrial und gehört zur tschechischen Spitze dieser Sportart. Angefangen hat er mit Cyclotrial im Garten mit ein paar Paletten und hat sich allmählich so weit hochgearbeitet, dass er heute seine eigene Bikeshow in der ganzen Tschechischen Republik veranstaltet. Nach Deutschland reist er inzwischen auch. Honza gibt seine Erfahrungen nicht nur bei Ausstellungen weiter, sondern auch bei Workshops, bei denen er den Leuten die Technik des Radfahrens beibringt. Am Olbersdorfer See hat er uns gezeigt, wie man Treppen richtig hinunterfährt und uns ein paar Tricks vorgeführt. Es ist jedesmal eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung und Leidenschaft er über diesen Sport spricht.«

Wie bist du zu Biketrial gekommen?

Das ist jetzt etwa zwanzig Jahre her. Völlig zufällig, denn ich war grundsätzlich gegen alle Sportaktivitäten. Als ich einen Ball kicken sollte, habe ich mir fast das Bein gebrochen. Das Einzige, was ich damals gerne gemacht habe war, die alten Fahrräder zu nehmen, die wir zu Hause in der Garage hatten und auch noch aus dem, was die Hausgegenstände hergaben, einen Kicker zu bauen und dann mit dem fertigen Rad versuchen zu springen. Natürlich konnte kein Fahrrad das aushalten, also suchte ich nach Fahrrad, welches dies überleben würde. Das Internet gab es damals noch nicht. Es war nicht so einfach wie heute, das wonach man suchte zu finden. Außerdem standen viele dieser Sportarten noch ganz am Anfang, alles steckte noch in den Kinderschuhen.
Da ich aus Hrádek stamme, wo der Radsport dank Herrn Antos mit Tradition belegt ist. Er hat ihn auch während des Kommunismus betrieben. Ich bekam von ihm ein Rad, das für meine Versuche reichen sollte. Bis dahin wusste ich nichts über diese Sportart. Am Anfang half mir auch meine Familie sehr. Ich habe auf zwei Paletten im Garten angefangen und so einfach fing alles an, vor zwanzig Jahren. Nach und nach entwickelte es sich, die Aktivitäten wurden umfangreicher, größer, die ersten Wettbewerbe kamen, die ersten Erfolge, die ersten Ausstellungen, bis wir hier heute zusammensitzen dürfen und dieses tolle Interview führen.

 


Was gefällt dir am meisten an Biketrial?
 

Was mir daran gefällt ist, dass man keinen speziellen Skatepark, oder eine teure Bahn braucht, um es zu betreiben. Man braucht nur eine Wand am Ort, oder ein paar Paletten und kann den ganzen Tag Spaß haben. Außerdem kann man sich eine Menge Dinge spontan ausdenken, die man fahren kann und wie die Tricks alle miteinander verbunden werden könnten. Das Schöne an diesem Sport ist, nie alles lernen zu können. Der Fahradfahrer hat immer etwas zu üben, es ist nie perfekt. Darf nicht müde werden, weil man sich immer verbessern kann.

 


Heute hast du deine eigene Bikeshow. Wie bist du dazu gekommen?


Allmählich, langsam, als ich immer mehr gefahren bin, die ersten Rennen fuhr und alle Informationen die in den Zeitschriften zu lesen waren verschlungen habe. So lernte ich auch neue Leute kennen, die diesen Sport ebenfalls betrieben. Die Fahrer aus den Zeitschriften, die Wettkämpfe fuhren, wurden zu meinen Vorbildern, zu denen ich aufschauen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war es für mich unvorstellbar, dass ich jemals vor Menschen stehen und ihnen zeigen würde, was ich kann. Ich hatte sogar vor meinen Freunden Lampenfieber. Aber mit der Zeit kam ich durch meinen Freund Martin Šimůnek, der mich damals trainierte, an den Punkt, an dem ich begann, mit ihm Vorstellungen zu geben. Er hat damals an den größten Veranstaltungen in der Tschechischen Republik teilgenommen. Allmählich wurde ich doch unabhängig. Wir sind immer noch befreundet und machen manchmal eine Ausstellung zusammen, aber wir haben beide viel zu tun, so dass wir seit ein paar Jahren getrennt arbeiten. Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, zusammen zu fahren, ist es immer für mich sehr wertvoll.

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Und wenn jemand deine Bikeshow buchen möchte, was kann er dann erwarten?
Das ist ganz einfach. Er kann eine 100%ige Spaß- und 100%ige Action-Show erwarten. Meine Bikeshow ist nicht nur eine Sportshow, sie hat auch Elemente von Stand-up-Comedy. Ich fahre die ganze Zeit mit einem Mikrofon und kommentiere alles selbst. Ich suche mir Freiwillige in den Zuschauern aus und mache alle möglichen Witze mit ihnen. Ich möchte nicht nur guten Sportsgeist zeigen, sondern die Leute auch unterhalten, damit sie mit einem Lächeln und positiver Energie nach Hause gehen.

 


Du überspringst Kinder.
Ich überspringe Kinder, ihre Eltern, aber auch Manager von großen Unternehmen... Ich überspringe sie, wenn ich muss! (lacht) Nein, das ist natürlich ein Scherz. Ich mache alle möglichen lustigen Sachen, weil die Leute gerne sehen, dass es ein gewisses Risiko gibt. Über Leute zu springen, auf Autodächer zu springen - das ist für das Publikum am attraktivsten.

 


Machst du die Bikeshow nur auf Tschechisch?
Hauptsächlich auf Tschechisch, aber ich kann die ganze Show auch auf Englisch machen. Ich gehe oft zu Firmenveranstaltungen mit ausländischem Management, also spreche ich manchmal sowohl Tschechisch als auch Englisch. Ich fahre auch nach Sachsen, wo ich eine deutsche Moderatorin habe, weil der sprachliche Kommentar für die Show auch entscheidend ist. Wenn ich nur reite und springe, ist es in Ordnung, aber die Action mit einem lustigen Kommentar zu verbinden ist viel besser, interessanter.

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Du lebst in Hrádek, bist hier aufgewachsen...
Ja, ich bin seit meiner Geburt ein Hrádeker, mit einer kleinen Unterbrechung in Liberec. Jetzt bin ich seit drei Jahren zurück in Hrádek, wo wir jetzt ein Haus gebaut haben, also bleibe ich definitiv hier. Mir gefällt es hier sehr, ich bin ein Patriot. War bereits überall in der Tschechischen Republik, angefangen mit den großen Städten bis zu den kleinsten Dörfchen. Ich weiß also, wie es anderswo aussieht und finde, dass Hrádek ein wirklich toller Ort zum Leben ist.


 

Hast du irgendwelche Vorteile davon, in der DreiLänderRegion  zu leben?
Ja, ich fahre zum Beispiel oft mit dem Fahrrad nach Olbersdorf an den See und ich mag auch Kristýna in Hrádek. In Kristýna habe ich viele Freunde, weil sie dort früher ein Bistro betrieben haben. Im Sommer war es dort oft zu voll, dann flüchtete ich manchmal lieber wieder nach Olbersdorf. Dort habe ich Ruhe, gute Plätze zum Reiten und eine schöne Atmosphäre am See. Manchmal fahre ich einfach für zwei Stunden dorthin, um den Kopf frei zu bekommen. Und wir gehen meistens in Zittau einkaufen. Ich mag gerne das Gefühl, dass man einfach ein bisschen über eine Grenze fahren kann und sich gleich wie in einem fremden Land fühlt. Und das ganze, ohne fliegen zu müssen.

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Ich habe gelesen, dass du Workshops organisierst?
Ja, das ist entstanden, weil die Leute, und zwar meistens Jugendliche, auf den Messen zu mir kamen und fragten, ob sie es ausprobieren könnten. Ich wollte ihnen nicht mein Fahrrad leihen, also habe ich mir überlegt, wie man das lösen könnte. Ich habe das Gefühl, dass das technische Mountainbiken immer beliebter wird und das hat viel mit meinem Sport zu tun. Also, habe ich angefangen Workshops anzubieten, bei denen die interessierten Leute ausprobieren können, was man mit so einem Fahrrad alles machen kann. Bringe Hindernisse, Räder, Helme und alles Notwendige mit. Was ich vor Ort brauche, ist nur ein Stück Land, idealerweise mit Grasbewuchs. Die Leute können Techniken ausprobieren, an die sie normalerweise nicht denken würden und ich helfe ihnen, ihre Fehler zu korrigieren. Zum Beispiel, wie man den Lenker richtig hält, wie man den Vorbau bedient und andere grundlegende Dinge, die aber ihnen sehr helfen können mehr Selbstvertrauen auf dem Rad zu bekommen.

 


Was ist mit Verletzungen?

Verletzungen können nicht vermieden werden, wenn die Leute auf einem Fahrrad durch die Luft springen. Beim Biketrial wird nicht mit hoher Geschwindigkeit gefahren, so dass man allmählich lernt, zu beurteilen, wann man das Rad fallen lassen muss und wie man richtig stürzt. Selbstverständlich, die Erfahrung hilft, Verletzungen zu vermeiden. Aber der Körper leidet doch ein bisschen und muss und soll geschont werden. Ich habe das Gefühl, dass wir Biker uns in „Knieschützer“ und „Rückenschützer“ aufteilen. Ich bin für den Rücken und weiß, was für mich gut ist. Selbst wenn ich mir etwas gebrochen, oder verstaucht habe und es nicht sehr Schlimm ist, behandle ich es normalerweise gerne selbst, habe aber natürlich auch immer Schmerztabletten im Auto dabei 😊

 


Ist Streettrial ein teurer Sport?
Nein, ist es nicht, bin sicher, dass es viel teurere Sportarten gibt. Man kann mit einem normalen Mountainbike anfangen. Ich habe mit einem Full Plec gestartet. Mein Motto für die jungen Leute ist immer: „Spielt mit dem, was ihr habt. Zeigt, dass ihr es wirklich wollt.“ Jeder kann sich ein teures Fahrrad kaufen, aber wenn du dich heranarbeitest, hast viel mehr Spaß daran.

 


 Du hast viele Erfolge erzielt. Über welches Ereignis freust du dich am meisten?
Ich freue mich über den Gewinn des Czech Cups. Aber am meisten freue ich mich darüber, dass die Helden, zu denen ich als Kind aufgeschaut habe, heute alle meine Freunde sind. Wir machen Ausstellungen und reiten zusammen. Jedes Jahr organisiere ich auf dem Stadtfest in Hrádek eine Ausstellung. Bei der Gegegenheit kommen wir auch alle zusammen und zeigen viele von unseren Tricks. Die Zuschauer haben die Möglichkeit, Weltmeister wie Vasek Kolar, oder Petr Kraus und viele andere zu sehen. Das ist natürlich ein wundervolles, tolles Gefühl! Also, kommt auf jeden Fall nächstes Jahr zum Hrádec Festival!


 

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