Die einzige Kartoffel der mittelalterlichen Küche lebt in Česká Lípa

Die einzige Kartoffel der mittelalterlichen Küche lebt in Česká Lípa

Wir hier

»"So, wurde ich die einzige Kartoffel, die man in der mittelalterlichen Küche findet."«

Petr Nárovec reparierte Lokomotiven, er zubereitete Tee, viel Tee, er war Kastellan auf der Wasserburg namens Lipý, in Česká Lípa. Zur Zeit führt er Besucher auf die Wasserburg, er nahm auch an mittelalterlichen Schlachten teil. Und obendrein begann er nach mittelalterlichen Rezepten zu kochen, um die Illusion längst vergangener Zeiten perfekt zu machen. Wir kennen uns schon lange, aber in all den Jahren kannte ich ihn nur unter dem Spitznamen Potato.

Petr, wann wurdest du sozusagen zur Kartoffel?

Gleich zu Beginn der Oberschule. Herr Machota, der Lehrer, begann unsere Namen auswendig zu lernen und als ich dran war, hat er einfach gesagt: aaaa, das ist so ein kartoffelköpfiger Křemílek. Und das blieb bis jetzt bei mir hängen.

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© Archiv Brambor

Du hast früher Lokomotiven repariert, aber ich kannte dich nur als den Chef der Teestube. Wie bist Du dazu gekommen?

Eigentlich durch Zufall, ein Freund von mir hatte die Teestube und dann musste er einer anderweitigen Beschäftigung nachgehen, also habe ich es für ihm eine Zeit lang versucht. Am Ende waren es doch sieben Jahre. Sieben Jahre und eine Menge Tee.

Und wie bist du Kastellan geworden?

Ich habe mich bei der Nachlassverwaltung beworben und gewonnen. Ich glaube, es war die Frage "aktives Interesse an der Geschichte", die mir die vielen Punkte einbrachte. Ich habe mich schon immer für solche Dinge interessiert. Die Wasserburg war früher nicht täglich geöffnet, aber immer wenn es eine Führung gab, habe ich es mir angesehen. Und dann war ich dort zehn Jahre lang Kastellan.

Eigentlich ist diese Burg keine richtige Burg, sondern eher eine Ruine... Wie würdest du uns dazu bringen, es zu besichtigen?

Durch ihre Geschichte, die bemerkenswert ist. Diese Burg wurde im dreizehnten Jahrhundert gegründet und es gibt sehr viele interessante Dinge dort zu sehen. Erstaunlich ist auch, dass sie fast alles überstanden hat, nur nicht den Aufbau des Sozialismus. Damals gab es hier auch einen Schießstand, der die ansonsten völlig einzigartigen Kellergewölbe, die seit Hunderten von Jahren erhalten worden sind, sehr beschädigt hat. Die Kellerräume befinden sich auf einer Insel, und zwar unterhalb des Flussverlaufs, die von den alten Baumeistern angelegte Abdichtung hat die ganzen Jahrhunderte über gehalten. Allerdings seit den Schießübungen ist es undicht geworden und es fließ ein Wasserrinnsal hinein, der abgepumpt werden muss. Übrigens, gibt es hier einen Raum, der dreizehn Meter lang ist und kann fast fünfzig Leute aufnehmen und dort finden manchmal diese Keller – Kammerkonzerte statt.

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© Archiv Brambor

Als du in der Burg warst, hast du angefangen zu fechten....

Nun, ich war immer eher ein Fußsoldat, der mit einer Leiter herumlief und die Mauern eroberte. Ich hatte kein Schwert, eher einen kurzen Reißzahn und einen Streitkolben.

Und neben Burgen und Schwertkämpfen gab es auch eine mittelalterliche Küche?

In der Tat, ja. Wir gehen auf verschiedene mittelalterliche Feste und man muss auch essen. Wir haben immer so Klassiker gekocht, Fleisch/Wurst/Bohnen und so, aber ab und zu bekamen wir ein mittelalterliches Rezept. Wie zum Beispiel süße Erbsen und aber das erinnerte uns eher an diese unbeliebten Gerichte aus der Schulküche.... Nun ja, ich habe nicht gleich aufgegeben und es ausprobiert und ihr werdet überrascht sein, süße Erbsen sind ein ziemlich gutes Dessert. Ich koche sie mit gelben Erbsen, gieße Schmalz hinein, gebe Rosinen und Honig dazu. Und dann gibt man Sahne darüber. Über dem Feuer gekocht, natürlich.

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© Archiv Brambor

Wie viele Portionen müsst ihr zubereiten?

Achtzig beim Frühlingsfest in Lipnica... Wir kochen dort auch auf dem Feuer, aber auf Gasbrennern. Es ist meistens kalt.

Und wie viele Gänge werden zubereitet?

Die meisten haben wir für Karl IV. gemacht. Das waren ungefähr 12 Gänge, da aber waren wir auch mehr Leute. Heutzutage hat jede Gruppe ihre eigenen Köche, wenn wir zusammenkommen, nennen wir uns das Vereinigte Königreich des Kochens.

Bei der Gelegenheit haben wir auch herausgefunden, dass man im Mittelalter in Europa noch gar keine Kartoffeln kochen konnte. Kolumbus hatte sie noch nicht hierher gebracht. So, wurde ich die einzige Kartoffel, die man in der mittelalterlichen Küche findet.