Selfies einer Utopie

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Theaterserie von Nicola Bremer

Vergesst Netflix! Kommt ins Theater! – Die Spielregeln der aus den ersten Aufführungen bekannten und jetzt endlich wieder auch in Zittau und Görlitz stattfindenden Theaterserie sind noch immer verblüffend einfach: Der Autor und Regisseur Nicola Bremer schreibt für jede Folge einen neuen Text. Drei Ensemblemitglieder sprechen diesen – ohne ihn jemals zuvor gelesen zu haben. Spontan setzen sie dabei immer wieder Regieanweisungen um, die der vor der Bühne sitzende Regisseur auf Schildern in die Höhe hält.
Selfies einer Utopie kratzt an den Krusten des Theaters – das ja bekanntlich die Welt bedeutet. Klingt revolutionär? Ist aber vor allem lustig. Denn Verbissenheit ist megaout. Und so schafft der junge Autor und Regisseur Momentaufnahmen der Gegenwart und entwickelt mit dem Ensemble ein streng reglementiertes Anarcho-Entertainment, das die Spielenden von Rollen und Proben befreit, sie aber zugleich ordentlich knechtet. Die schräge Comedy ist kein Selbstzweck: Ihre Botschaft kommt absurd verpackt in Gestalt des italienischen Pop-Stars Eros Ramazzotti daher. Dessen fiktiver Auftritt wird zum Anlass des intelligent-komischen Theaterspiels, das mit Anspielungen auf das aktuelle Weltgeschehen dazu aufruft, den Status Quo zu hinterfragen und den Ausbruch aus alten Denkmustern und Konventionen zu wagen. Die Bühne verwandelt sich in einen Versuchsraum, in dem man sich ohne Konsequenzen der grenzlosen Fiktion einer idealen Welt der Zukunft hingeben kann. Keine Folge der Serie baut dabei auf der anderen auf. Für das Publikum ist der Einstieg an jedem der einzelnen Abende möglich.
2018 wurde Nicola Bremer für Selfies einer Utopie von der Zeitschrift theater heute als bester Nachwuchskünstler nominiert.
Bühne & Literatur
Aktualisiert am 01.07.24, 06:44 Uhr
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