
Bohumil Kolář: Künstliche Intelligenz eröffnet neue Jobmöglichkeiten
Bohumil Kolář: Künstliche Intelligenz eröffnet neue Jobmöglichkeiten
Wissen
»Bohumil Kolář setzt künstliche Intelligenz da ein, wo sich normale Menschen dies kaum vorstellen können. Wir sprachen darüber, wie KI Arbeit erleichtert, wie der Merkur Bausatz auch hundert Jahre nach seiner Entstehung noch inspiriert, und über Bierbecher, deren Bedeutung euch umhauen wird.«
Ich mache von Bohumil mit dem. "Und jetzt mache ich ein Foto von dir mit neuronalen Netzen", sage ich schelmisch. "Nun, wir haben eine grafische Simulation, die kann ich dir schicken", antwortet Bohumil verlegen. Ich merke, dass ich mit meinem Sinn für Humor daneben liege, und fange an, mich in dem Gespräch unsicher zu fühlen. ChatGPT ist inzwischen ein fester Bestandteil meines Lebens, aber was genau dahinter steckt, weiß ich nicht. Doch Bohumil weiß es, er ist Experte für künstliche Intelligenz.
Manchmal bin ich faul
Und wofür benutzt Bohumil eben gerade ChatGPT? "Manchmal bin ich einfach faul", gibt Bohumil zu. "KI erspart mir stundenlanges Lesen", sagt er mit einem schuldbewussten Lächeln. "Manchmal kopiere ich einen langen Text in ChatGPT und bitte es, ihn in zwei Absätzen zusammenzufassen. Und warum? Weil ich nicht immer die Lust oder die Zeit habe, etwas zu lesen, das länger als zwei Seiten ist", erklärt er offen.
Von der Stelle als KI-Spezialist am CXI TUL (Technische Universität Liberec) erfuhr Bohumil, als er sich nach der Schule nach einem Job umsah. „Ich hätte zum Beispiel an der Entwicklung eines Seilbahnsteuerungssystems mitarbeiten können, aber das hat mich nicht interessiert. Dann stieß ich auf das Angebot des CXI TUL, und ich bin zufrieden. Ich lerne oft neue Dinge, Herausforderungen machen mir Spaß. Ich arbeite zum Beispiel an der Anwendung von KI zur Kalibrierung von Lasern“, zuckt er mit den Schultern. Der erwähnte Laser hat viele Einsatzmöglichkeiten, von Augenoperationen über grobes Schneiden bis hin zur Weltraumforschung und Verteidigungssystemen.
Angefangen hat alles mit Merkur
Als Kind war Bohumil ein Fan des Baukastensystems Merkur, aber ihm fehlte etwas, das die Bausätze in Bewegung setzen könnte. Also hat er begonnen sich für Elektrotechnik zu interessieren. Bald stellte er fest, dass immer noch ein Mensch benötigt wird, um alles zu programmieren. „Ich bin kein reiner Programmierer, mich hat schon immer der interdisziplinäre Bereich gereizt, die Verbindung mit der Elektrotechnik. Jetzt arbeite ich zum Beispiel an der Effizienzsteigerung von Unternehmen mithilfe künstlicher Intelligenz im Rahmen des European Digital Innovation Hub EDIH."

Reale Probleme, praktische Lösungen
Unternehmen aus allen möglichen Branchen wenden sich direkt an Bohumil oder nehmen an Schulungen teil, in denen er zeigt, wie KI Betriebsabläufe effizienter gestalten kann. „Zum Beispiel hat uns die Firma Škoda bezüglich der Vibrationsdiagnose kontaktiert. Der Auftrag lautete, ob wir vorhersagen können, wann ein Motor kaputtgeht. Meine Aufgabe war es, die KI so zu trainieren, dass sie die Vibrationen eines ausgewuchteten Motors erkennt und Abweichungen wie zum Beispiel Lagerflattern oder Unwuchten detektiert. Anhand dieser Daten können Ausfälle verhindert und die Produktionsqualität aufrechterhalten werden“, schildert Bohumil.
Bildanalyse von Abwasser
Eines der interessantesten Projekte ist die Problemidentifizierung in Kläranlagen. „Meine Aufgabe ist es, ein Programm so zu trainieren, dass es erkennt, wie eine schlecht arbeitende Kläranlage aussieht. Schaum auf dem Wasser bedeutet zum Beispiel eine Überpopulation von Mikroorganismen. Farbänderungen können auf andere Probleme hinweisen. Die Kameradetektion ist schnell und effizient, es müssen nicht alle Kläranlagen vor Ort überprüft werden“, erklärt er.

KI und Bierkrüge
Und was hat Bohumil außer dem Computer noch auf seinem Schreibtisch? „Viele Bierbecher“, lacht er. Eine seiner Anwendungen erkennt nämlich, ob man einen ganzen halben Liter vor sich hat oder ob zu wenig eingeschenkt wurde.
Man könnten sich fragen: „Schön, aber wofür ist das gut?“ „Der gleiche Algorithmus kann einen Panzer erkennen und eine Rakete steuern. Zum Beispiel in der Ukraine“, antwortet Bohumil lakonisch. Das zeigt, dass auch scheinbar harmlose KI-Anwendungen als Waffe genutzt werden können.
Revolution
Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ist für Bohumil eine Herausforderung. „Das Tempo, in dem KI wächst, ist wahnsinnig“, sagt er. „Jeden Tag entstehen neue Algorithmen und Technologien. Manchmal muss ich verstehen, wie eine bestimmte Technologie funktioniert, nur um ein Jahr später festzustellen, dass sie schon veraltet ist. Die größten Organisationen der Welt verschieben die Grenzen der KI schnell. Den Entwicklungstrend abzuschätzen und den Überblick zu behalten, ist eine große Herausforderung.“
KI schafft Arbeit
Von der Maschinenbauindustrie bis hin zu den Naturwissenschaften – Bohumil sieht für künstliche Intelligenz keine Grenzen. „Das einzige Problem ist der Mangel an Daten, um die Modelle zu trainieren.“ Viele Menschen sagen, KI würde Arbeitsplätze wegnehmen. Bohumil sieht das anders: „Eher schafft sie Arbeit. Automatisierung eröffnet neue Möglichkeiten für weitere Tätigkeiten.“
Es sei wichtig zu zeigen, dass KI ein Werkzeug ist. „Sie ist keine Bedrohung. Es kommt darauf an, wie wir sie nutzen“, schließt Bohumil.