Anifilm zum zweiten Mal, ein Treffen von Nachbarn
Anifilm zum zweiten Mal, ein Treffen von Nachbarn
Kultur
»Anifilm und Mitteleuropa, d. h. Tschechische Republik, Polen und Deutschland.«
In der Tschechischen Republik sprechen wir gerne davon, dass unsere Hauptstadt - Prag - der wahre Nabel der Welt ist und vielleicht liegen wir gar nicht so falsch, aber ab dem 8. Mai wird der Nabel der Animationswelt definitiv Liberec in Nordböhmen sein. Wie Sie wahrscheinlich schon wissen, findet dort der Anifilm Festival statt.
Liberec ist ein guter Ort, weil er in der Nähe der Grenze von drei Ländern liegt; der Tschechischen Republik, Polen und Deutschland und jetzt werden wir sehen, wer von unseren Nachbarn an dem Festival Teil nimmt und wen wir hier noch treffen könnten.
Wir beginnen in der alphabetischer Reihenfolge mit den Tschechen, die wahrscheinlich (und auch aus Prinzip) am häufigsten hier anwesend sein werden. Gleich stellen wir Ihnen Herrn Jiří Kubíček vor, einen Mann, der sich sein ganzes Leben lang der Animation gewidmet hat. Nicht nur als aktiver Animator, sondern auch als Lehrer, der die Animationsabteilung an der FAMU im Jahr 1989 mitbegründet hat und zu einer eigenständigen Abteilung führte und schließlich deren Leiter er bis 2006 war.
Interessant für das Publikum ist jedoch die Information, dass er für die folgenden Filme mit verantwortlich war; Die Abenteuer von Robinson Crusoe, Der Matrose von York, Pat und Mat, The Jumpers und The Fimfarum. Es ist schwer zu sagen, welcher dieser Titel attraktiver oder beliebter beim Publikum ist, aber der Autor dieses Textes stimmt auf jeden Fall für Pat und Mat. Die „geschickten“ Männer, die es nie geschafft haben etwas erfolgreich zu Ende zu bringen und damit gewannen sie die Sympathie des Publikums, das auch manchmal dazu neigt, so „geschickt“ zu sein wie diese beiden Helden.
Aus Polen kommt u.a. Wiola Sowa, eine bedeutende polnische Regisseurin, deren Filme nicht nur auf Animationsfestivals in aller Welt, sondern auch im Centre Pompidou in Paris und im Barbican Centre in London Beachtung fanden. In ihrer Masterclass wird sie sich darauf konzentrieren, wie sich ihre Arbeit von klassischen Animationsfilmen (wie dem preisgekrönten Refrains), bis hin zu ihrer Faszination für virtuelle und erweiterte Realität und die Erforschung der Grenzen dieser Disziplinen entwickelt hat. Anifilm wird Refrains oder XOXO - Umarmungen und Küsse sowie ihr neues VR-Projekt Apartment House zeigen. Es ist die Verschmelzung von klassischer Animation mit den neuesten Computertechnologien, die das Terrain ausloten, aber wahrscheinlich wird diese Disziplin in den kommenden Jahren immer weniger zum Eisatz kommen.
Volker Petzold (Deutsches Institut für Animationsfilm) hat dieses Programm zusammengestellt und wird dies auf der Anifilm vorstellen:
Tradition und Innovation: Filme mit Marionetten aus dem Dresdner DEFA-Studio
Die Serie entstand anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Dresdner Trickfilmstudios DEFA, dessen Geschichte viel über die jüngste Vergangenheit des mitteleuropäischen Kinos erzählt.
Das Dresdner Trickfilmstudio DEFA wurde 1955 gegründet und baute neben der Tradition des deutschen und internationalen Trickfilms auch das Puppenspiel auf. Ostdeutsche Kulturinstitutionen wurden zur Gründung des Studios u.a. durch den russischen Puppenspieler Sergej Obraztsov angeregt, dessen Auftritte in der DDR zwischen 1951 und 1952 auf Film festzuhalten. Auch ostdeutsche Puppenspieler, wie Walter Später aus Halle und Carl Schröder aus Radebeul, arbeiteten im Studio und drehten Puppenfilme - Marionettenfilme. Neben vielen Filmen für Kinder entstanden hier auch eine Reihe von Werken für ein erwachsenes Publikum. Es waren meist satirische Filme in den 1960er Jahren, die sich mit den Missständen der Zeit auseinandersetzten. In den 1980er Jahren machte eine neue Generation von Puppenspielern im Studio auf sich aufmerksam, die mit ihren radikal neuen Methoden einen großen Einfluss hatten. Dazu gehörten vor allem Peter Waschinsky vom damals neu gegründeten Puppentheater in Neubrandenburg und Dietmar Müller und seine Truppe vom Landpuppentheater in Dresden. Insgesamt wurden im Dresdner Studio über 250 Puppenfilme gedreht. Das Studio arbeitete auch mit den Dresdner Puppenkunstsammlungen zusammen.
Foto: Anifilm, Archiv